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March, 2021
Ein paar Worte zu ‚La Stella ed io‘
Mit meinem Langzeitprojekt ‚Die musikalische Vermessung von Europa durch einen Eingeborenen‘ bin ich nun in Italien angekommen. Ich entschied mich, Großteils Gedichte aus der Renaissance zu verwenden, speziell jene von Frauen, die bis heute kaum wahrgenommen werden, deren künstlerischer Wert jedoch außer Frage steht.
Die nuancenreiche Vielschichtigkeit meiner Kompositionen zu interpretieren legte ich ganz in die Hände der armenisch-georgischen Opernsängerin Stella Grigorian. Sie, ein Juwel, stellt dieser Einspielung, sozusagen als Vollendung des Klangbildes, ihre wunderbar einmalige Stimme zur Verfügung.
Meine Kunst fordert den, der sie betreten will. Sie verlangt Zeit, Achtsamkeit und Stille, also all die Qualitäten orgiastischen Schweigens im Gewand durchaus verstehbarer Formen, um zum ersehnten Rendezvous mit dem Horizont zu kommen. Hat meine poetische Kraft dabei geholfen, zieht sie weiter. Das ist ihre Natur. Der wissbegierige Gast aber, der den Gesängen bis hierher gefolgt war, sollte nun heimisch sein in einstiger Fremde.
Alfred Polansky, 2021